Die Kunst der Kronenhalle
Der frühere Patron Gustav Zumsteg lebte mit Kunst. Als passionierter Vermittler und Leihgeber entsandte er über Jahrzehnte seine eigenen Bilder zu internationalen Ausstellungen. Stilbewusst, wie er war, liess er ab den frühen 1940er-Jahren immer wieder Werke seiner Kunstsammlung in die Brasserie und Speisesäle der Kronenhalle hängen. So tafeln Sie bis heute unter einer Dorfszene von Marc Chagall, haben Sonnen und Monde von Joan Miró vor Augen, begegnen dem Südlicht von Pierre Bonnard oder dem bewegten Himmel von Georges Braque.
Form und Farbe
Das Rückgrat des Kunstbestands in der Kronenhalle liegt in der französischen Moderne. Gustav Zumsteg hatte als Textildesigner schon in den 1940er-Jahren Anschluss an eine vitale Kreativszene in Paris. Vermittelt über den Galeristen und Freund Aimé Maeght und im Kontakt mit dem Designer und Künstler Christian Bérard, traf er mit zahlreichen Kunstschaffenden seiner Zeit zusammen. Ein sinnlicher Umgang mit Farbe und Form hatten die Begeisterung des Sammlers entzündet. Schweizer Künstler, deren figuratives Schaffen sich an Vorbildern französischer Herkunft orientiert, sind in Zürich hinzugekommen, spätere Ankäufe schliesslich berühren auch die Pop Art.
»Ceci n’est pas un musée«
Das sei kein Museum, sagte der französische Schriftsteller und Politiker André Malraux 1964 anlässlich der Eröffnung der Fondation Maeght in Saint-Paul-de-Vence: Die Institution verstand sich als Ort der Begegnung und Inspiration – als Freiraum auch, wie die Kunst ihn am trefflichsten verkörpern kann. Gustav Zumsteg, der sich als Stiftungsrat für jene südfranzösische Neugründung engagierte, sah sich auch dort bestätigt von seinem Ideal eines Gastrobetriebs: Im Licht der Kunst gewinnen alltägliche Begegnungen und kulinarische Tradition einen einmaligen Wert.
Künstler, Freunde, Gäste
Nicht alle Werke in der Kronenhalle beanspruchen denselben Kunststatus: Zwischen Ölgemälden von Museumsqualität finden sich Souvenirs von Künstlern. Im Laufe der Jahre sind zu Gustav Zumstegs eigenen Bildern singuläre Geschenke hinzugekommen: Viele Künstler, unter ihnen Marc Chagall, Joan Miró oder Jean Tinguely, gratulieren der Hulda Zumsteg mit einem Bildgruss zum Geburtstag oder sprechen in einer Collage ihren Dank aus für ein einzigartiges Erlebnis in der Kronenhalle.
Jedes Bild hat seinen Platz
Solange die Kronenhalle mit Restaurant und Bar existiert, darf kein Bild von seinem Platz entfernt werden. So hat es der Patron Gustav Zumsteg in seinem Testament hinterlegt, so wird es respektiert: Auf Diego Giacomettis Lampenfüssen in der Bar kauern Eulen aus Bronze. Hinter dem Tresen in der Schweizer Galerie streicht der Wind durch sommerliche Kirschbäume. Und im Porträt von Varlin in der Brasserie wacht Hulda Zumsteg auf Dauer über Personal und ‹ihre› Gäste.